Marie-Brigitte Poli, Winzerin

Die korsischen Winzer haben einen Sinn fürs Teilen

Bevor der Festtagstisch gedeckt wurde, bat Settimana die Winzer, über den Wein des anderen zu sprechen – die des Winzerkollegen und Nachbarn. Eine Selbstverständlichkeit in einem Beruf, der oft im Kollektiv funktioniert.

Diese Bitte hätte auch unpassend wirken können: Winzerinnen und Winzer dazu aufzufordern, über den Wein des anderen zu sprechen, während der Festtagstisch gedeckt wird... Die Kultur des Weinbaus und des Weins ist jedoch von so viel Leidenschaft geprägt, dass man offen für den Austausch ist.

Daher haben schließlich alle das Spiel mitgespielt und den Wein des anderen mit einem Gericht oder einer Speise kombiniert. Manchmal aus Komplizenschaft mit den jeweiligen Winzern, immer aber mit Bewunderung und Stolz auf die geleistete Arbeit.

Die Arbeit rund um den Wein lässt sich in der Tat erst über einen langen Zeitraum interpretieren, von den Unbeständigkeiten der Weinrebe, der Reifung der Trauben, der Vinifizierung der Ernte, den Ausbau bis hin zur Alterung und Lagerung. Sie spiegelt den gewaltigen Fortschritt der korsischen Weinbaugebiete wider, ein Riesenschritt für alle Weinliebhaber.

Die Auswahl wurde somit mit einer weiteren Gewissheit getroffen: Bei der Wahl der Weine, die das Festmahl begleiten sollen, ist es nicht mehr unbedingt notwendig, weit in die Ferne zu schauen. Unabhängig von der Farbe oder der gewünschten Kombination sind die korsischen Winzer, ob sie nun in Privatkellern oder in Genossenschaftsgruppen arbeiten, in der Lage, den Gerichten das gewisse Etwas zu verleihen. Und auch ein Hauch von Identität und Originalität, die ihren Weg gebahnt haben: Sciaccarellu, Niellucciu, Vermentinu, biancu gentile, Minustellu, Carcaghjolu neru - die Auswahl an einheimischen Rebsorten, die wieder in Mode gekommen sind, ist so vielfältig, dass sie wirklich neue Kompositionen und Cuvées bietet.

Eric Poli, Christian Estève, Gilles Seroin, Pierre Acquaviva, Christian Orsucci, Jean-Baptiste de Peretti Della Rocca, Marie-Brigitte Poli, Françoise Giudicelli haben sich so als versierte Weinkenner erwiesen. Eines ist sicher: Sie lieben ihren Beruf und den Wein. Und, was noch wichtiger ist: Sie sind echte Feinschmecker.

 

Marie-Brigitte Poli, Winzerin

 

Marie-Brigitte Poli (Domaine Teddi) gehört zu den Winzerinnen, die auf der Insel für Nachwuchs sorgen. Sie sind starke Persönlichkeiten und haben einen ausgeprägten Geschmack, der gelegentlich auch mit den Traditionen bricht. Sie sind heute in allen Weinbaugebieten und in allen Appellationen anzutreffen. Sie sind wachsam und kreativ, in allen Phasen der Weinherstellung bis hin zur Vermarktung der Weine. 

Zu den Austern wählt Marie-Brigitte Poli einen Calvi, den Château Prince Pierre Napoléon Blanc 2021, Cuvée Argentella. „Das salzige Aroma harmoniert perfekt mit dem Jod der Austern", betont die Winzerin. 

Die Weinauswahl führt weiter in das Weinanbaugebiet von Ajaccio, und zwar für den Klassiker der Festtafel, Zicklein in Sauce: ein Wein der Domaine de la Sorba , Rouge Tradition 2019, mit „Aromen von roten Früchten und Gewürzen. Geschmeidig und körperreich zugleich“.

Für Marie-Brigitte Poli gibt es kein Dessert ohne Käse. Zurück zu den Wurzeln mit einem Wein der Appellation Patrimonio – sie wagt es und empfiehlt einen Weißwein, einem Domaine Montemagni - Cuvée Louis 2021. „Es ist die Subtilität des Holzes, die die cremige Konsistenz des Käses bestärkt“, kommentiert sie. 

Schließlich empfiehlt die Winzerin zu einer Zitrus-Bûche (typisch französischer Weihnachtskuchen in Form eines Baumstammes) noch einen Weißwein, einen Domaine Giacometti - Cuvée Sarah 2021. Zitronennoten, ein leicht holziger Wein, „die Vanillenote bringt die Aromen der Zitrusfrüchte besonders gut zur Geltung“. 

©Magali Cancel CIVCORSE ©Magali Cancel CIVCORSE

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