Durch Johanna am 09.10.2019
Auf dem Weg in Richtung der Castagniccia werden die Landschaften Sie verblüffen: jahrtausendealte Kastanienbäume mit riesigen Stämmen, Eichen, Pinien und dazu ein unglaubliches Patchwork aus Grüntönen und verschneiten Berggipfeln.
Dörfer mit steingedeckten Gebäuden reihen sich aneinander, mit gepflasterten Gassen, Kirchen, jahrhundertealten Brunnen, Klöstern – das ganze architektonische Erbe Korsikas in einer Region versammelt.
Nun erreichen Sie das Dorf Carchetu-Brusticu. Ich nehme eine kleine Abzweigung, die mich zu Jean Claude Rogliano führt. Als sei es ein kleines Miniaturdorf, gibt es hier zwei Türme, ein Hauptgebäude, einen Ofen, eine Kapelle und einen Brunnen. Dieser Ort wurde vor seinem Ruin gerettet und von seinem Besitzer komplett in Ferienunterkünfte umgebaut. Wer ihn noch nicht kennt – dieser Mann ist alles zugleich: Schriftsteller, Sänger, Erzähler, Dichter und glücklicher Besitzer von Tevola, einst Eigentum der gleichnamigen Gräfin, der Comtesse Tevola. Diese paradiesische Anlage aus schönen Steinen und grüner Umgebung scheint wie aus einem Märchen zu stammen, das uns Jean Claude abends am Kaminfeuer erzählen könnte.
Die Nacht kündigt sich langsam und friedlich an. Kein Geräusch in der Umgebung ist zu hören. Von meinem Fenster aus sehe ich die Lichter des gegenüberliegenden Dorfes und den San Pedrone, dessen verschneiter Berggipfel im Mondlicht erstrahlt.
Früh am Morgen öffne ich die Fensterläden und die Wintersonne leuchtet schon über das Gebirge und erwärmt die Steine der alten Gemäuer. Die Aussicht aus meinem Zimmer ist grandios. Die Kirche Sainte Marguerite aus dem 17. Jahrhundert steht seit 1976 unter Denkmalschutz. Sie schlägt zur vollen Stunde und kündigt das Frühstück an. Für mich ist es also an der Zeit, mich zu meinem Gastgeber in die Kaminecke zu begeben. Die Konfitüren von Jean Claudes charmanter Gattin Danielle, das frische Brot und der köstliche Kaffeeduft machen aus diesem Frühstück etwas Einzigartiges.
Jean Claude, der unendlich viel über seine Heimat und seine Region zu erzählen hat, nutzt diesen ruhigen Moment, um mir von „Mal’Cunciliu“ zu erzählen – dem tatsächlich existierenden, jahrtausendealten Kastanienbaum, dessen erfundene Geschichte von Jean Paul Poletti besungen wurde: Auf seinem Stamm sind ominöse Wesen zu sehen, die sich dort im Laufe der Zeit geformt haben – ein Teufelskopf, ein Ziegenkopf oder „Mazzere“ (Hexen). Ein großer Stein im Herzen des hohlen Stammes diente als Opferstätte der Hexen, die hier ihre Opfer töteten ... Mitten in seiner Erzählung sagt Jean Claude plötzlich zu mir: Trinken Sie Ihren Kaffee aus, ich nehmen Sie mit dorthin!
So endete mein Abenteuer in der Castagniccia, im Herzen der korsischen Macchia, auf wunderschöne Weise, mit dem berühmtesten Kastanienbaum direkt vor meinen Augen.
Les gîtes de Tevola (ganzjährig geöffnet)
20229 CARCHETU BRUSTICU
Tel.: +33 4 95 31 29 89 / +33 6 25 08 04 52
Ab 60 € pro Nacht in der Nebensaison
Ab 270 € pro Woche in der Nebensaison
Startpunkt für Wanderausflüge in der Region, für Familien oder sportliche Wanderer.