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Durch Anne am 15.02.2023

Clos Culombu

Familiäres Engagement im Dienst der Erde

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Das Weingut Clos Culombu liegt in der Bucht von Calvi zwischen Lumio und Montegrosso. Der Wein lagert nur einen Katzenspruch vom Meer entfernt. Ein unbefestigter, von Weinreben gesäumter Weg führt bis zum geradförmigen, schlichten Weinkeller aus Holz und Beton. Der Weinkeller steht majestätisch inmitten der verschiedenen Rebsorten, Olivenbäumen und Steineichen. Die gefühlsbetonte Atmosphäre des Ortes steht im Kontrast zu dem entschieden modernen Empfangsbereich des Weinkellers. An einer langen Verkostungstheke sitzen Kunden, die die Weine des Weinguts verkosten und dabei die Werke lokaler Künstler entdecken. Paul-Antoine Suzzoni, der Sohn der Besitzer Etienne und Christine, heißt uns in seinem Büro herzlich willkommen.

DIE ENTSTEHUNG DES GRUNDBESITZES

„Die Geschichte des Weinguts beginnt 1972, als mein Onkel Paul Suzzoni beschloss, Reben anzupflanzen. Er wurde von seinem Vater Antoine tatkräftig unterstützt.“, sagt Paul-Antoine Suzzoni. „Zu dieser Zeit war mein Großvater bereits der Meinung, dass alles, was einen spekulativen oder materiellen Wert hat, unbedeutend ist. Für ihn war das Wichtigste der Boden. Er sah den Weinberg als irdisches, edles und rentables Vermögen an, der einzige Weg zu Reichtum“, erklärt Paul-Antoine. Paul Suzzoni suchte somit nach mechanisierbaren Gebieten und fand schließlich etwa 20 Hektar Land, die er kaufen konnte. Im Jahr 1973 legte er drei Pflanzzonen auf einem 25 Hektar großen Weinberg an. 1976 wurde bei der ersten Weinlese aus den ersten 14 Hektar Niellucciu Rosé und Rotwein vinifiziert. „Damals wurde der Wein in Flaschen und in loser Schüttung verkauft. Mein Onkel und mein Großvater gingen mit dem Tank in die Dörfer und verkauften Wein in Kanistern. Flaschen waren Mangelware. Um welche zu bekommen, musste man zur Anlegestelle im Hafen von Calvi gehen, sie depalettieren und in den Lieferwagen laden. Es brauchte schon viel Überzeugung, um hier Wein herzustellen. Meine Familie hat enorme Anstrengungen unternommen, um ein Produkt herzustellen, das sich damals nur schwer verkaufen ließ. Mein Großvater und mein Onkel sagten immer, dass man drei Liter Wein braucht, um einen Liter Milch zu bezahlen. Die korsischen Weine hatten unter den einheimischen Verbrauchern keinen guten Ruf und waren für den ausländischen Markt und Kontinentalfrankreich nicht interessant. Weine in Paris verkaufen zu wollen, war eine Utopie", gesteht Paul-Antoine stolz. 

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PAUL-ANTOINE SUZZONI

Nach einem im Jahr 2012 erhaltenen BTS-Diplom (Brevet de technicien supérieur) in Weinbau und Önologie, einem erfolgreich abgeschlossenen Bachelor in Biochemie (Diplôme National d'Œnologie) im Jahr 2013 und nach dem Abschluss eines Diplôme d'Ingénieur Viti-Œno in Changins (Hochschule für Weinbau und Önologie in der Schweiz) kehrte Paul-Antoine Suzzoni im Juli 2016 auf das Familienweingut zurück, um bei der Weinherstellung zu helfen. Anschließend wollte er mit Lola, seiner Lebensgefährtin, ins Ausland reisen. Doch der Wunsch, an dem Projekt zur Erweiterung des neuen Weinkellers mitzuwirken und die engagierten Planungen des Weinguts zu konkretisieren, überzeugten ihn davon, zu bleiben. Die Projekte wurden noch vor der Pandemie im Jahr 2020 abgeschlossen.

 

DIE STRUKTURIERUNG DES WEINGUTS

„1986 beschloss mein Vater Etienne, der von Beruf Tierarzt war, Winzer zu werden. Zwei Jahre später übernahm er den Betrieb, strukturierte und vergrößerte ihn", erläutert Paul-Antoine. Da Etienne sich an das Sprichwort seines Vaters hielt, strebte er nach Grundbesitz. „Der Schatz war der Boden, also musste man in die Erde investieren“. Als Etienne den Betrieb übernahm, gab es etwa 30 Hektar Land. Heute hat sich die Fläche verzehnfacht: „Wir besitzen 320 Hektar Land, verteilt auf 64 Hektar Weinberge, acht Hektar Olivenbäume und etwa 100 Hektar Viehzucht - hauptsächlich Mutterkühe und einige Ochsen für das traditionelle Dreschen des Weizens, La Tribbiera", so Paul-Antoine. Die beiden Brüder Paul und Etienne möchten mit einem Ochsengespann pflügen, der früher in der Balagne und in Patrimonio verwendet wurde, denn Maultier- und Pferdezüchter sind eher selten. „Das ist auch ein Grund, warum mein Vater sich besonders für Ochsen interessiert!“ Heute ist es jedoch Christine, die Frau von Etienne, die von Jean-Claude Lorenzoni in der Arbeit mit den Tieren ausgebildet wurde und die Parzellen durchkämmt. Sie hat sich zwei Maultiere gekauft und bearbeitet etwa zehn Hektar. Pflügen, häufeln, lockern, Unkraut jäten... Sie lenkt und steuert ihr Gespann mit meisterhafter Hand.

 

ETIENNES ENGAGEMENT

Als Etienne den Betrieb übernahm, gehörte er zur neuen Welle von Winzern, einer neuen Winzergeneration, die Lust hatte, dem korsischen Weinbau zu seinem Recht zu verhelfen. Er schließt sich Winzern wie Yves Leccia, Yves Canarelli und Jean-Charles Abbatucci an, jungen Winzern, die auf der Suche nach Anerkennung der Weinbauarbeit und identitätsstiftenden, qualitativen Bezugspunkten für das korsische Weinbaugebiet sind. „Mein Vater und mein Onkel gingen nach Paris, verfolgten und unterstützten dort die Ideen der Wortführer und wurden dann selbst ein wenig zu Wortführern… in einigen Punkten sogar treibende Kraft“, betont Paul-Antoine. Etienne eignet sich die Philosophie von Antoine Arena, das Urteilsvermögen von Christian Imbert und die Entschlossenheit von Dominique Gentile an. Selbstbewusst und investiert, aus Liebe zu seinem Land und seiner Insel, engagiert er sich in der Agrarpolitik und wird im Laufe der Zeit Vorsitzender der Gewerkschaft, Vorsitzender des GIAC (Groupement Intersyndical des AOC) und Vorsitzender der Landwirtschaftskammer des Deparements Haute-Corse. Er setzt sich für das Kollektiv ein, als treibende Kraft für den Branchenverband und das korsische Weinbaugebiet. „Ich sage dies nicht, weil er mein Vater ist, sondern, weil er generell ein ziemlich selbstloses, gesundes Pflichtbewusstsein hatte, auch in der Partnerschaft mit anderen Winzern", betont der junge Winzer. 

 

DER WEINKELLER UND DIE PRODUKTION

Der ursprüngliche Keller, der veraltet und ungeeignet war, wurde 2010 umstrukturiert. Es wurde ein moderner, leicht zu nutzender Weinkeller mit Edelstahltanks, Ausbaubereichen, einem Empfangsbereich und hellen Räumen errichtet. Doch angesichts des galoppierenden Tempos der zu vinifizierenden Mengen – 55 Hektar des Anwesens und 40 Hektar Handelswein – wurde der Keller wieder einmal zu klein. Im Jahr 2018 wurde ein erstklassiger Anbau errichtet, der mit zehn Rohbetontanks zu 72 hl, die durch Schwerkraft gefüllt werden, einer hervorragenden vertikalen hydraulischen Presse, Barriques und drei bronzefarbenen Betoneiern ausgestattet ist. 

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AUF DEM WEG ZU EINER TUGENDHAFTEN VORGEHENSWEISE 

Das grüne ausgedehnte Weinbaugebiet ist seit 2013 Bio- und seit 2018 Demeter-zertifiziert. Der Weinberg weist schöne Reihen auf, die mit Hafer, Lupinen, Radieschen, Gräsern und Kreuzblütlern begrast sind, um den Boden zu strukturieren und zu belüften. „Wir versuchen, ausreichend dicken Mulch mit Biomasse herzustellen, um Stickstoff und organische Substanz zu liefern. Wir produzieren unser biodynamisches Präparat 500 mit dem Dung unserer Kühe und in Hörner, die zum Teil von unserem Viehbestand stammen. Die Kieselsäure strukturiert die Pflanze und kann vor der Weinlese eingesetzt werden, um die Synthese von Polyphenolen und Anthocyanen anzuregen, die Farbe zu extrahieren und das Reifen der Trauben und der Pflanze zu homogenisieren. Nach längerer Beobachtung stellte ich fest, dass die Hornkieselsäure sich gut auf die Olivenbäume auswirkte. Die Oliven wurden grün und reiften schnell. Bei Versuchen mit dynamisierter Kieselsäure, die ich drei Tage vor der Weinlese auf einer Sciaccarellu-Parzelle durchführte, stellte ich außerdem fest, dass die Konzentration der Farbstoffe höher und die Aromastoffe ausdrucksstärker waren, als in der Kontrollzone. Vielleicht gibt es keinen kausalen Zusammenhang“, erklärt Paul-Antoine, bevor er mit seiner Einschätzung abschließt: „Aber die Vorgehensweise eines Winzers tendiert dazu, die Herstellung stets verbessern zu wollen, seinen Betrieb widerstandsfähiger zu machen und seine Böden zu regenerieren, indem man sie lebendiger macht. Mir gefällt der Begriff „regenerative Landwirtschaft“. Denn ist es nicht letztendlich das Ziel der Biodynamischen Landwirtschaft, Böden weiterzugeben, die fruchtbarer und widerstandsfähiger sind als die, die man erhalten hat?“

 

DAS WEINGUT SETZT AUF EIN VIELSEITIGES SORTIMENT

Das Handelssortiment der geschützten geografischen Angabe Tribbiera stammt aus der östlichen Ebene, aus Tallone, Urbinu und aus Calvi. „Dieser Teil des Handels ist interessant, da Einstiegsmengen für Weine mit geschützter geografischer Angabe in Rosé, Weiß und Rot hergestellt werden. Es gibt Potenzial, um die Qualität zu steigern, und es ist somit ein Jahrgang zu einem sehr attraktiven Preis“, erklärt unser Gesprächspartner. Bei dem Kernsortiment Clos Culombu schmeckt man bei der Verkostung aller drei Sorten (Rosé, Rot- und Weißwein) den Geschmack des Weinguts an der Frucht, der Frische, der Ausgewogenheit und der Offenheit. Die Weine offenbaren ihre Sortenvielfalt auf den Granitarenen von Calvi. „Das ist die Seele, die mein Vater seinen Weinen geben wollte“, verkündet der Winzer stolz. Die Dachmarke Storia Di entwickelt sich je nach Jahrgang anders. Sie zeugt von einer langen Geschichte, von Mikro-Cuvées und Experimenten. „Es ist die Lehre der verschiedenen Terroirs, die wir nicht vollständig kennen, unsere interne Forschungsarbeit über die Weinbereitung und die einheimischen Rebsorten", enthüllt Paul-Antoine. Es handelt sich um Parzellen, die größtenteils mit einer Vielzahl von Rebsorten bepflanzt sind, die gleichzeitig geerntet, vinifiziert und wie damals in besonderen und ungewöhnlichen Behältern ausgebaut werden. „Ein großer Teil der Storia Di Weine wurde in Fässern gelagert. Unser Grundsatz dreht sich rund um die Vielfalt der Behälter und die der Rebsorten, die eine hervorragende Produktkomplexität bieten. Wir arbeiten an der Ausgewogenheit", verrät Paul-Antoine Suzzoni. Die Parzellenreihe Ribbe Rosse „ist eine kleine Insel mit einer besonderen Pedologie aus tonhaltigem Schwemmland“. Dieses schöne Terroir, das mit Sonnenuntergängen und der frischen Meeresluft verwöhnt wird, verleiht den drei Weinarten Rosé, Rot- und Weißwein Fruchtkonzentration, Rundheit, Komplexität, Stofflichkeit, Mineralität und Ausgewogenheit. Das Beste aus der Erde herausholen, das Leben respektieren und regenerieren, beobachten, umstrukturieren, reflektieren, Vielfalt produzieren und einen authentischen Geschmack erzeugen – das sind die unerschütterlichen, dynamischen und zielstrebigen Verpflichtungen der Väter und Söhne der Familie, seit der Gründung des Weinguts.

 

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WEITERE AKTIVITÄTEN VON CLOS CULOMBU

Am 22. Juli lädt Clos Culombu zur Teilnahme an „ La Tribbiera“, dem traditionellen Weizendreschen auf dem Bauernhof, ein. Diese Veranstaltung steht allen offen und bietet auch die Gelegenheit, mittags einen Foodtruck/eine Weinbar zu genießen. „Unser Ziel ist es, einen nahezu vollständigen landwirtschaftlichen Organismus in komplexen und kohärenten Bedingungen der Biodiversität und kulturellen Vielfalt für das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur darzustellen.“ Jedes Jahr organisiert Le Clos im Verkostungskeller eine Ausstellung lokaler Künstler. Das ganze Jahr über können Sie auch Mountainbiken durch die markierten Weinberge und einen Eselritt im Weinberg genießen.

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Clos Culombu 

Chemin San Petru, 20260 Lumio 

Tél. : 04 95 60 70 68 

www.closculombu.fr 

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