Korsika ist vom 7. Jahrtausend vor Chr. unzweifelhaft von einigen Gruppen besetzt worden. Das erste menschliche Wesen hier ist „la Dame de Bonifacio“ (etwa 6570 Jahre vor Chr.). In der Jungsteinzeit besetzt der Mensch die Insel insgesamt. Landwirtschaft und Viehzucht entwickelten sich langsam, Dörfer entstanden. Regelmäßige Kontakte zu den nächstgelegenen Mittelmeerküsten gab es mit Sicherheit. Im 3. Jahrtausend vor Chr. begann eine glänzende Entwicklung der Zivilisation. Man konnte Kupfer schmelzen, Hunderte von Menhiren entstanden, manche von ihnen wahre Statuen. Dazu Gebäude aus riesigen Steinen (castelli, torri). Alles weist auf eine organisierte Gesellschaft hin, die der von der sardischen Megalithkultur sehr ähnelte.
Korsikas Eintritt in die Geschichte beginnt mit der Ankunft griechischer Phokäer 565 vor Chr. Sie siedelten sich in Aléria (Alalia) an, in der Absicht, hier ihr Hauptzentrum im Westen zu gründen. 540 besiegten sie ihre verbündeten Nachbarn, die Etrusker und Karthager, sie verloren aber viele Menschen und verließen zum Teil ihre Kolonie. Aléria blieb ein großes Zentrum, wo Fremde und Korsen „barbarisch“ zusammenlebten. Diejenigen, die ihre Lebensweise beibehielten, aber gute Verbindungen zu den Mächtigen hatten, wurden Söldner. Die strategische Lage der Insel und die Nutzbarkeit des Holzes ihrer Wälder zum Bau von Schiffen waren Auslöser der punischen Kriege. Die Eroberung durch die Römer beendete die letzten Widerstände im Jahre 111 vor Chr. Ihr folgten die Gründung der Siedlungen bei Mariana und Aléria. Während sich die Neuankömmlinge auf Korsika einrichteten, gab es viele Korsen im gesamten Reich. Die Insel wurde rasch zum Christentum bekehrt, an den Küsten weniger.
Nach vielen Invasionen wurde Korsika gegen die Mauren durch die Könige Frankreichs und deren Vasallen aus der Toskana verteidigt. Die Feudalherren der Insel ergriffen Partei bei den Konfrontationen zwischen den Republiken von Genua und Pisa. Nach der Herrschaft Pisas, das hier ruhige Zeiten, Wohlstand und ein künstlerische und kulturelle Entwicklung hinterließ, war Genua an der Reihe. Das 14. Jh. wurde zur Epoche des Aufbruchs: durch die Ketzereien der Giovannali und die Revolution gegen den Feudalismus in 1358 unter Führung des berühmten Sambucucciu aus dem kleinen Weiler Alandu. Bedroht durch eine Rückkehr der Adeligen „begibt sich die Gemeinde von Korsika“ vertraglich unter den Schutz von Genua – damals eine wahre Großmacht im Mittelmeerraum. Die Insel ist für lange Zeit geteilt zwischen dem feudalen Süden und dem demokratischeren Norden. Genua brauchte Jahrhunderte, um sich gegen die Feudalherrschaft der Cinarca durchzusetzen, die mit Unterstützung von außen einen korsischen Staat gründen wollte. Erst Anfang des 16. Jh. gelang das, nachdem Zerstörungen einen Teil des Landes in Schutt und Asche gelegt hatten. In dieser Periode baute Genua, das Bonifacio seit 1195 beherrschte, die heutigen Städte, die überwiegend mit Ansiedlern bevölkert waren und für sich ein Programm zur Wertsteigerung festlegten. Bestimmt wurde gewisser Wohlstand sichtbar, die Träume einer Befreiung im Sinne eines patriotischen Korsikas bestanden trotzdem permanent… bis zur Besetzung durch die Franzosen mit Hilfe des Söldnerführers Sampieru Corsu. Als Genua die Macht wieder übernahm, begann Sampieru den Kampf wieder aufs Neue. Bis zu seinem ruhmreichen, symbolhaften Tod.
Genua beherrscht Korsika ohne großen Widerstand während 150 Jahren. Es ist die Epoche, in der die großen Raubzüge der Barbaren beginnen, die ganzen Regionen ruinieren und zum Bau einer Kette von Küsten-Türmen führen. Das sogenannte „lange 17. Jh.“ (1567 bis 1729) ist gekennzeichnet durch einen plötzlichen starken Bevölkerungsanstieg und eine Entfaltung von Landwirtschaft und Handel. Die Erziehung macht Fortschritte und es bildet sich eine neue ländliche Oberschicht. Das Korsika des 18. Jh. Ist eine ausgebeutete Republik, denn sie ist die letzte Kolonie. Eine Elite, beeinflusst durch die Freimaurer protestiert gegen die Unwirtschaftlichkeit des genuesischen Systems. Die Revolution, die mit Revolten gegen die Steuern beginnt, wächst mehr und mehr. Keines der beiden Lager kann für sich den militärischen Sieg sichern. Die Aufständischen geben sich eine staatliche Struktur mit Verfassung, eigener Hymne und eine Landesflagge. Zunächst unter dem deutschen König, Théodore de Neuhoff, später dann im Rahmen des von Pasquale Paoli ab 1755 geführten Regimes. Er war es, der für stabile demokratische Machtverhältnisse sorgte, fast das gesamte Territoire beherrschte und eine politische Linie der wirtschaftlichen Entwicklung installierte (Aufbau einer eigenen Flotte und Ausbau des Hafens von Ile-Rousse) und mit der Gründung der Universität ein kulturell wichtiges Signal setzte. Er machte Schluss mit der Maßlosigkeit der traditionellen „Vendetta“ (Blutrache) und gab dem Begriff des „öffentlichen Interesses“ eine neue Bedeutung. Die Verfassung von 1755, die das Recht des Volkes auf Freiheit garantiert, erschien als ein Modell für die ganze Welt.
Unfähig, die Insel zurück zu erobern, trat Genua 1768 im Vertrag von Versailles die Insel Korsika an Frankreich ab. Seit langer Zeit hatte die französische Monarchie aus strategischen Gründen versucht, die Kontrolle über Korsika zu gewinnen. Die Schlacht an der Ponte Nuovo am 8. Mai 1769 entschied den Kampf Frankreichs gegen die organisierte Resistance von Korsika. Pasquale Paoli ging ins Exil nach England, obgleich der Untergrundkampf bis 1774 dauerte. Korsika war erneut unter das „Ancien Regime“ geraten. Die jungen Leute der gehobenen Klasse studierten von nun an in Frankreich. Die Erhöhungen der Steuern und die Belehnung des Bodens der Gemeinden versetzen die Bevölkerung in helle Wut. Die Revolution von 1789 wurde von den Korsen so verstanden, als hätte Frankreich vor, sich den Ideen anzuschließen, gegen die sie, die Korsen, sich vor 20 Jahren verteidigt hatten. Am 30. November 1789 erklärte die verfassungsgebende Versammlung Korsika zum integrierten Bestandteil des französischen Imperiums, während Paoli ein triumphaler Empfang bereitet wurde und er zu alter Kraft zurückfand. Aber die Opposition zögerte nicht lange: Paoli wurde angeklagt für das Scheitern der Expedition nach Sardinien und wurde in die Convention vorgeladen. Paoli aber wandte sich an England: Und am 10. Juni 1794 wurde das anglo-korsische Königreich ausgerufen. Die Insel, deren König derjenige von England war, verfügte über eine eigene Verfassung. Dieses Experiment dauerte: Ein erneutes Exil von Paoli und der Erfolg von Bonaparte in Italien erleichterten die französische Rückeroberung von 1796.
Trotz mancher Versuche einer Fortentwicklung erlebt das Kaiserreich vor allem einen starken Hang zur Verdrängung. Im Verlauf des 19. Jh. bildet sich ein System „Klans„: zwei Parteien gruppieren die Dorfbewohner neu, plakatieren pro forma ihr politisches Engagement. Das Bandenunwesen erreicht seinen peinlichen Höhepunkt. Die Insel zieht sich in sich selbst zurück, obwohl im Personentransport Fortschritte zu erkennen sind. Verschiedene Geheimbünde manifestieren noch die Vorliebe zahlreicher Korsen für ein Italien im Revolutionszustand. Das zwar nur während des zweiten Kaiserreichs, das Karriere-Chancen im Ausland anbot, allerdings nur unter Voraussetzung einer Integration ins französische Ensemble. Im 19. Jh. gab es ein demographisches Anwachsen bis auf 340 000 Einwohner, ohne dass die wirtschaftliche Entwicklung davon profitierte. Die Bereitschaft zum Auswandern Richtung Frankreich und seine Kolonien und nach Latein-Amerika stieg massiv! Die Insel war in einem miserablen Zustand und überbevölkert in Bezug auf ihre Ressourcen. Und der Krieg 1914-18 war wie ein fürchterliches schwarzes Loch: 1200 Tote und unzählige Aus- und Abwanderer… diese unselige Entwicklung löste erste nationalistische Reflexe aus, artikuliert von der ersten korsischen Zeitschrift A Muvra. Die Annäherung dieser Strömung an den Faschismus war nicht von Erfolg gekrönt. Immerhin war Korsika im November 1942 von den Italienern okkupiert worden! Kein Wunder, dass sich Korsika für Frankreich entschied und unter kommunistischer Führung fand im September 1943 die Befreiung der Insel statt.