Durch Johanna am 14.10.2020
Nachdem ich die Hauptstraße verlassen habe, die in den äußersten Süden Korsikas mit seinem starken Verkehr führt, schlängelt sich vor mir eine kleine Straße mitten durch die Macchia. Jetzt im Herbst bildet das Blau des Meeres einen wunderschönen Kontrast zu den Grün- und Orangetönen der Vegetation. Die Stätte befindet sich auf der rechten Seite.
Kaum steige ich aus dem Auto aus, betören mich all die Gerüche der Macchia, von Mastixsträuchern, Olivenbäumen, Erdbeerbäumen, Eichen und anderen Pflanzen. François ist der Wärter dieser Stätte. Er empfängt mich und gibt mir einige Tipps zur Besichtigung der Anlage: jeder in seinem eigenen Tempo, die Fantasie übernimmt den Rest. Heute ist bei mir also Geschichte angesagt!
Zu Fuß steigt man über einen kleinen Feldweg hinauf zum Zentrum dieser Stätte. Auf einem Felsvorsprung angekommen, mit Blick auf den Leuchtturm von Senetosa und die Insel Asinara, erwarten mich die Relikte eines beeindruckenden Turms („turra“) mit einem Umfang von 8 Metern. Die Sicht ist klar und ich genieße einen 360-Grad-Rundumblick. Vielleicht war dies eine strategisch günstige Position, um den Feind sich nähern zu sehen? Oder handelte es sich möglicherweise um eine Art Vorratsspeicher?
Um dieses Bauwerk herum fanden sich Werkzeuge, eine Gießform für Beile, aber auch und vor allem Steinmauern, die einen Sockel für Wohnhäuser oder Werkstätten bildeten. Die Relikte des „Casteddu d‘Alò“ sind wie stumme Zeugen davon, wie das Leben der Vorfahren auf Korsika vor Tausenden und Abertausenden von Jahren aussah.
Das Leben hier drehte sich um Jagd, Handwerk und Kultur. Ich entdecke auch die Überreste eines „proto turra“ aus dem Jahr 2.200 vor Christus, der Prototyp für die „Turra“, die es Jahrtausende später gab. Weiter entfernt befindet sich eine Ansammlung von Olivenbäumen, die von den Griechen nach Korsika importiert wurden. Die zu dieser Jahreszeit mit Früchten beladenen Bäume scheinen über den Ort zu wachen.
Etwas weiter entdecke ich auf meinem Spaziergang auf dem Boden liegende Steine: eine Menhir-Statue! Der „Kopf“ ist vom „Körper“ getrennt. Was ist wohl passiert?
Hat der Zahn der Zeit daran genagt? Wurde die Statue von einem Volk mit anderen Überzeugungen zerstört? Meine Fantasie ist jetzt so richtig beflügelt. Ich erwische mich dabei, wie ich mir das Leben hier vorstelle: friedlich im Rhythmus der Jahreszeiten, in Harmonie mit der Natur und den Tieren, mit Menschen, die erfinderisch sind und die versuchen, sich das Leben mit Hilfe von immer raffinierteren und ausgeklügelteren Werkzeugen zu erleichtern.
Dieser Besuch steckt voller Emotionen und ist lehrreich. Zugleich fördert er die Vorstellungskraft. Ein Erlebnis für Jung und Alt.
Lebe die Erfahrung mit Sylvain und schau dir sein Video an!
Mehr Informationen :
Geöffnet von April bis Oktober
Kontakt: +33 6 82 66 32 26
FB: prähistorische Stätte von Alò Bisujè